Antonín Reicha

Reichas Vater war Stadtpfeifer in Prag, verstarb allerdings bereits zehn Monate nach der Geburt seines Sohns. Anton Reichas Onkel, der Cellist und Kapellmeister der Oettingen-Wallersteiner Hofkapelle Joseph Reicha, adoptierte ihn im Alter von zehn Jahren, nahm ihn 1781 in sein Haus in Wallerstein auf und unterrichtete ihn selbst in Geige, Flöte, Klavier und Tonsatz.
1785 wechselte er gemeinsam mit seinem Onkel, der Kapellmeister der Kurfürstlichen Hofkapelle wurde, nach Bonn. In diesem Orchester spielte Anton Reicha als zweiter Flötist. Während dieser Zeit lernte er Ludwig van Beethoven kennen, der im selben Orchester die Bratsche spielte. Die beiden verband eine lang andauernde Freundschaft.
Nach der Auflösung des Bonner Hoforchesters 1794 (zur Zeit der französischen Rheinland-Besetzung) ging Reicha als Musiklehrer nach Hamburg. Von 1802 bis 1808 lebte er in Wien und hatte als Komponist von Gelegenheitsmusik beachtlichen Erfolg. Hier nahm er Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri. Im Jahre 1808 übersiedelte er nach Paris, wo er großes Ansehen als Komponist für Bläser gewann. Bereits seit 1809 lehrte er am Pariser Konservatorium, und 1818 wurde er dort als Nachfolger von Étienne-Nicolas Méhul Professor für Komposition. 1831 wurde er mit der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Zu seinen Schülern gehören Hector Berlioz, Franz Liszt, Charles Gounod, Georges Onslow, César Franck und Justus Amadeus Lecerf.
Mit seiner Komposition für Blasorchester Musique pour célébrer la Mémoire des Grands Hommes et des Grands Événements de la République Française, die auch unter dem ebenso unhandlichen Titel Musique [funèbre] pour celebrer la memoire des grands hommes, qui se sont illustrés au service de la Nation française bekannt ist, knüpft Reicha an die gute Tradition von Blasorchester-Symphonien an, wie sie François-Joseph Gossec, Louis Emmanuel Jadin und Hyacinthe Jadin komponiert hatten. Sie bereitet Hector Berlioz' Symphonie Funèbre et Triomphale, op. 15, (1840) vor. Vor der Aufführung gab Reicha umfangreiche, detaillierte Anweisungen an die Musiker.
Am bekanntesten blieb Reicha bis heute durch seine mehr als 20 zum Teil sehr virtuosen Bläserquintette. Seine Schriften zur Kompositionslehre waren sehr einflussreich und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.